Verfolgung in Nordkorea

Beitragsseiten

Noch vor hundert Jahren galt Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang mit ihren 100 Kirchen als das "Jerusalem des Ostens". Unter Präsident Kim Il Sung verschwanden jedoch in kurzer Zeit über 2.000 Gemeinden. Heute ist das abgeschottete Land auf der koreanischen Halbinsel ein Synonym für Menschenverachtung und Unterdrückung. Nordkorea gilt als weltweit schlimmster Christenverfolgerstaat. Seit Jahren steht es auf Platz 1 des Open Doors-Weltverfolgungsindex. Das Land ist tief geprägt von einem in der stalinistischen Tradition stehenden Personenkult, durch den der verstorbene Diktator Kim Il Sung quasi zu einem Gott erhoben wird. Die Regierung setzt die "Juche"-Philosophie (sprich "Dschutsche"), einschließlich der Verehrung Kim Il Sungs und seines am 17. Dezember 2011 verstorbenen Sohnes Kim Jong Il rücksichtslos durch.

Die nach offizieller Darstellung herrschende Religionsfreiheit wird ausländischen Besuchern in Form von vier Kirchen in der Hauptstadt vorgetäuscht: Zwei Kirchen sind protestantisch, eine katholisch und eine russisch-orthodox. Doch die Gottesdienste in Pjöngjang sind lediglich eine Touristenattraktion.

Eigene Religion geschaffen

Der verstorbene Kim Il Sung - er gilt weiter als "der ewige Präsident" - muss als ewig gegenwärtiger Gott-Vater angebetet werden. Sein Sohn, Kim Jong Il ("der geliebte Führer" oder "ewiger Sohn der ewigen Sonne"), ist der von ihm erwählte Retter. Die "Juche"-Philosophie soll als Geist der vollkommenen Revolution – frei von allen Einflüssen außerhalb Nordkoreas – jede Ebene der Gesellschaft und des Denkens durchdringen, um paradiesische Frucht hervorbringen zu können. Im September 2010 wurde Kim Jong Un, der dritte Sohn von Regierungschef Kim Jong Il, offiziell zum General ernannt und in das Zentralkomitee der Partei berufen sowie zum stellvertretenden Vorsitzenden der Militärkommission befördert. Dies galt als Bestätigung, dass Kim Jong Un die Nachfolge seines Vaters Kim Jong Il antreten wird. Ende Dezember 2011 - nach der offiziellen Trauerzeit um seinen Vater - wurde er zum "Obersten Führer" der Partei und des Militärs ausgerufen. Es wird nicht erwartet, dass sich unter neuer Herrschaft die Lage für die Menschen in Nordkorea und insbesondere für die Christen verbessert.

Isoliertes Land

Seit den 1970er Jahren ist diese Ideologie auch in die Verfassung aufgenommen worden und ergänzt als neue revolutionäre Weltanschauung den Marxismus-Leninismus. Juche bedeutet so viel wie "Subjekt", "Selbstbestimmung" oder "Eigenständigkeit". Nach dieser Ideologie steht der Mensch zwar theoretisch im Mittelpunkt aller (seiner) Entscheidungen, andererseits wird ihm in der Praxis absolute und bedingungslose Loyalität gegenüber dem Führer des Volkes abverlangt. Zudem geht die Juche-Weltanschauung mit einer vom Ausland unabhängigen Wirtschaftsphilosophie einher. Diese isoliert Nordkorea wie kaum ein anderes Land auf der Welt von der internationalen Gemeinschaft und führt es in Verbindung mit der realsozialistischen Planwirtschaft immer wieder an den Rand des ökonomischen Zusammenbruchs.

Alle konkurrierenden Religionen sind verboten. Der im Juli 1994 verstorbene Kim Il Sung wird als "die ewige Sonne" verehrt, als der "unsterbliche Vater". Sein Geburtstag, der 15. April 1912, markiert den Beginn der nordkoreanischen Juche-Zeitrechnung. Seit Kim Il Sungs Tod stand sein Sohn Kim Jong Il an der Macht. Auf tausenden von meterhohen Bildern, die das ganze Land überschwemmen, ist der Vater kaum vom Sohn zu unterscheiden - entsprechend der Doktrin der Regierung: Vater und Sohn sind eins. Die Juche-Ideologie der völligen Selbstbestimmung des eigenen Schicksals bildete zusammen mit dem Führer-Team eine Dreiheit.