Verfolgung in Myanmar

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"Ein frischer Wind weht durch das Land!" Das ist die Kurzfassung dessen, was Beobachter wie die International Crisis Group (ICG) über den südostasiatischen Vielvölkerstaat Myanmar nach seinem Übergang zu einer neuen, halb bürgerlichen Regierung im März 2011 sagen. Es sind etliche positive politische Anzeichen zu beobachten, seit die neue Führung im Amt ist. Damit nährt sie Hoffnungen auf weitere spürbare Veränderungen.
Zwei dieser Zeichen sind die Rückkehr von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi auf die politische Bühne und der Wiederzulassung ihrer Partei, der National League for Democracy, sowie die Ankündigung von Haftentlassungen von Hunderten inhaftierter politischer Dissidenten. Am 12. Januar 2012 wurde zudem ein Waffenstillstandsabkommen zwischen der Regierung und der für Unabhängigkeit kämpfenden Vereinigung "Karen National Union" (KNU) vereinbart.

Ob damit einer der längsten Konflikte der Welt wirklich zu Ende geht, bleibt abzuwarten. Doch ein Ende des Konfliktes wird auch von Christen, die zumeist zu ethnischen Minderheiten gehören, sehnlichst erwartet. Immer wieder kamen sie als Zivilisten bei Kampfhandlungen zwischen Rebellen und der Regierung zwischen die Fronten und wurden angegriffen.

Schatten über positive Entwicklungen

Doch auf die mit der neuen Regierung verbundenen glänzenden Aussichten fielen auch einige dunkle Schatten: Die Armee führte ihren Kampf gegen ethnische Rebellen - von denen dem Namen und der Konfessionszugehörigkeit nach die meisten Christen sind - mindestens ebenso intensiv weiter wie zuvor. Etlichen Berichten zufolge drang die Armee wiederholt in christliche Dörfer des Kachin-Stammes ein. Christen wurden drangsaliert und manchmal zu Trägerdiensten gezwungen. In einem Fall verwandelte die Armee ein christliches Dorf im August 2011 in einen militärischen Vorposten, einschließlich Befestigungen, Gräben und Landminen. Obwohl die Christen einen Beschwerdebrief an die Behörden sandten, unternahm die neue Regierung nichts, um den Christen zu helfen. Dieses Ereignis passt in die lange Geschichte des ethnischen Konflikts mit dem Kachin-Stamm seit der Unabhängigkeit von Großbritannien (1948). Die Kachin leben in der nördlichen Grenzregion zu China und Indien.