Triebkräfte von Verfolgung

Die Haupttriebkraft der Christenverfolgung in Ägypten ist der "Islamische Extremismus"; dazu kommen in geringerem Maß "Diktatorische Paranoia" und "Systematische Korruption".

Islamischer Extremismus: Die Gewaltausbrüche gegen Christen nach der Amtsenthebung von Präsident Mursi sowie die Zunahme terroristischer Anschläge durch Islamisten gegen Christen und deren Einrichtungen sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass der islamische Extremismus als Hauptverfolgungsursache gewertet worden ist. Obwohl die Muslimbruderschaft im Juli 2013 die Macht verlor und im September 2013 verboten und schließlich in den Untergrund gezwungen wurde, sind radikale islamistische Gruppierungen nicht von der Bildfläche verschwunden. Auf der Sinaihalbinsel führen sie weitgehend straflos ihre Operationen durch.

Diktatorische Paranoia: Die Tradition der autokratischen Herrschaft ist das vielleicht einzige beständige Merkmal des politischen Systems in Ägypten. Es gab in den letzten drei Jahren drei Regierungswechsel und jeder neue Machthaber pflegte einen autoritären Regierungsstil. 2011 wurde die jahrzehntelange Herrschaft einander ablösender Diktatoren durch massive öffentliche Proteste beendet. Die darauf folgenden Wahlen bescherten der Muslimbruderschaft den Sieg. Die Regierung unter Präsident Mohammed Mursi blieb jedoch in der Folgezeit einen Nachweis ihrer Demokratiefähigkeit schuldig und wurde nach von der Armee unterstützten Massenprotesten im Juli 2013 entmachtet. Seit den im Mai 2014 durchgeführten Präsidentschaftswahlen wird das Land zwar von einer Zivilregierung geführt, allerdings mit dem früheren Militärchef Abd al-Fattah al-Sisi an der Spitze. Für die Regierung scheinen die Einhaltung grundlegender Menschenrechte sowie ein gelebter, demokratischer Pluralismus nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Für Christen ist religiöse Freiheit demnach nicht unbedingt gewährleistet.

Systematische Korruption: Weit verbreitete Kriminalität, Korruption und Unsicherheit insbesondere auf der Sinaihalbinsel, haben zu einem Klima der Gesetzlosigkeit geführt. Als Folge davon wurden Übergriffe gegen die schwächsten Gruppen der Gesellschaft, die auf der politischen Bühne keinen Fürsprecher haben, häufig nicht geahndet. Davon sind auch die Christen betroffen. Dieses Klima der Gesetzlosigkeit hat eine Zunahme der Gewalt gegen Frauen jeglichen religiösen Hintergrunds nach sich gezogen, wobei christliche Frauen wegen islamistisch motivierter Übergriffe verstärkt betroffen sind.